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Mittwoch, 15. Dezember 2010

Lerbinger folgt auf Nonnenmacher

Der Investmentbanker Paul Lerbinger soll offenbar neuer Vorstandschef der HSH Nordbank werden. Entsprechende Medienberichte wurden vor der Sitzung des HSH-Aufsichtsrats von Kieler Koalitionskreisen bestätigt. In der Sondersitzung soll der Nachfolger des bisherigen Bankchefs Dirk Jens Nonnenmacher, der wegen mehrerer Affären gehen muss, vorgestellt werden. Das Kontrollgremium muss außerdem die Details der Trennung von Nonnenmacher festlegen.
Laut "Süddeutscher Zeitung" wurde Lerbinger von Aufsichtsratschef Hilmar Kopper, dem früheren Vorstandssprecher der Deutschen Bank, ausgewählt. Kopper habe zuletzt zwei externe Kandidaten in der engeren Auswahl gehabt. Die Landesregierungen von Hamburg und Schleswig-Holstein hätten der Personalie bereits zugestimmt, schrieb die Zeitung. Die "Financial Times Deutschland" meldete unter Berufung auf das Umfeld der Bank, dass Lerbinger erst einmal in den Vorstand einziehe und der Wechsel später stattfinde.
Der 55 Jahre alte Lerbinger arbeitete den Berichten zufolge unter anderem bei der Deutschen Bank unter Kopper und war zuletzt Co-Chef für das deutsche Investmentbanking bei der US-Großbank Citigroup. Damit erfülle er die Voraussetzungen, um von der Finanzaufsicht BaFin die Erlaubnis zur Führung der HSH zu erhalten.

Nonnenmacher brachte Spitzelaffäre zu Fall

Die HSH Nordbank gehört zu 85,5 Prozent den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein, die 2009 das schlingernde Geldhaus mit drei Milliarden Euro frischem Eigenkapital stützen mussten. Die restlichen Anteile liegen bei den Sparkassen Schleswig-Holsteins und Finanzinvestoren um den Anleger JC Flowers. Beide Landesregierungen hatten auf die Ablösung Nonnenmachers gedrängt. Der 47-Jährige hatte nach mehreren Spitzelaffären das Vertrauen der Eigner verloren.
Der 47 Jahre alte Nonnenmacher könnte ohne Abfindung gefeuert werden, wenn ihm Pflichtverstöße nachgewiesen würden. Schleswig-Holstein und Hamburg erwarteten dies ursprünglich von Kopper. Der Aufsichtsratschef hatte bislang aber immer betont, er sehe keine Pflichtverletzungen bei dem Topmanager, gegen den die Hamburger Staatsanwaltschaft ermittelt. Nonnenmachers Vorstandsvertrag läuft bis Ende 2012. In Presseberichten wurden Abfindungssummen zwischen zwei Millionen und mehr als vier Millionen Euro genannt.